Neben dem Wissen um die genetisch veranlagten Merkmale ist es die Trimiasmatik, die uns befähigt, richtige Homöopathie zu betreiben. Der Verlauf einer Behandlung lässt sich ohne die Trimiasmatik nicht korrekt beurteilen, das Heringsche Gesetz nicht korrekt anwenden, die Reise der Krankheit bleibt unverständlich und die Mittelbilder widersprüchlich und verwirrend. Es ist Dr.Vijayakars großes Verdienst, uns durch seine überaus logische Darstellung der trimiasmatischen Krankheitsprozesse Gelegenheit zu geben, die verwirrenden Widersprüchlichkeiten unserer Mittelbilder aufzulösen. Der Autor sagt dazu: «Miasmatische Erwägungen sind ein zentraler Punkt dieses Buches. Es gibt eine deutliche Beziehung zwischen der Erkrankung eines Menschen und seinen Wesensmerkmalen, die sich im jeweils vorherrschenden Miasma begründet. Das macht jedes Mittel zu einem trimiasmatischen Mittel. Hier wurde versucht, diesen Einfluss des Miasmas auf das Wesen und die Symptome eines Individuums aufzuzeigen. Dadurch entstehen z. T. tatsächlich drei ganz unterschiedliche Bilder, die die Reise der Merkmale einer Konstitution von der Psora über die Sykose bis zur Syphilis darstellen und zeigen, wie das vorherrschende Miasma die entsprechende Reaktion verändert.»
Das sind die zentralen Zusammenhänge unserer Predictive Homoeopathy. Die Miasmen sind Abwehrprozesse, deren Ausprägung konstitutionell auf genetischer Ebene veranlagt ist. Sie haben einen bestimmten Einfluss auf die grundlegenden körperlichen ebenso wie auf die geistigen und emotionalen Funktionen eines Organismus. Das durch die sieben Schichten der Unterdrückung um diese ‹Gesetzmäßigkeit der Miasmen› ergänzte Heringsche Gesetz, das Wissen um die genetisch veranlagte trimiasmatische Konstitution und die Beachtung der sieben Kardinalprinzipien befähigen den Predictive Homöopathen, selbst den ‹Unheilbaren› Hoffnung zu bringen. Ohne die Berücksichtigung dieser Zusammenhänge aber läuft die Homöopathie Gefahr, häufig eher Kaffeesatzlesen zu sein, als eine medizinische Wissenschaft.Kritiker mögen Vijayakar selbst so ein Kaffeesatzlesen unterstellen, wenn er seine Theorien mit Organon-Zitaten rechtfertigt. Aber Hahnemann gewann seine Erkenntnisse nicht durch die begrenzten Methoden seiner Zeit, sondern aus der genauen Beobachtung seiner Patienten. Jedoch war er auf den Wissensstand seiner Zeit verwiesen, wenn er seine Beobachtungen mitteilen und erklären wollte. Dass Psora, Sykose und Syphilis schon bei Hahnemann eigentlich Platzhalter für die drei Abwehrprozesse darstellen, so wie sie in § 74 des Organon erläutert werden, liegt mehr als nahe. Wenn wir unterstellen, dass Hahnemann uns mit der Lehre von den drei Miasmen etwas Grundlegendes über die Natur der chronischen Krankheiten sagen wollte, dann ist Vijayakars Deutung nach heutigem Wissensstand die Beste. Sapere aude, incipe!
Die Herausgeber, Berlin im September 2013
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